Die Stadt macht die Musik

Sinfonieorchester Münster, Westfälische Schule für Musik und Musikhochschule sind das Rückgrat der Musikstadt Münster. Doch zu MünsterMusik gehört neben den drei Jubilaren noch eine große Bandbreite an Musikschaffenden.

Die Musikstadt

MünsterMusik – ein Name für die große musikalische Vielfalt einer Stadt

Die reiche Musikszene macht aus Münster eine facettenreiche Musikstadt. Der Dreiklang aus Sinfonieorchester Münster, Westfälischer Schule für Musik und Musikhochschule spielt dabei eine tragende Rolle.

Jede der drei Institutionen blickt 2019 auf eine 100-jährige Geschichte zurück. Nach dem Ersten Weltkrieg – im Jahr 1919 – hat die Stadt trotz aller politischen und wirtschaftlichen Widrigkeiten bewusst den Entschluss gefasst in Musik – und damit in die Lebensqualität der Münsteranerinnen und Münsteraner zu investieren. Das Sinfonieorchester Münster und die Vorläufer der heutigen Westfälischen Schule für Musik sowie der Musikhochschule wurden gegründet. Seither bilden Orchesterpraxis und die Ausbildung von Profis und Laien das Rückgrat der vielfältigen Musiklandschaft in der Musikstadt Münster.

Sinfonieorchester Münster

Säule des münsterschen Musiklebens

Das 1919 von Fritz Volbach gegründete Sinfonieorchester Münster ist eine der tragenden Säulen des münsterschen Musiklebens. Zusätzlich zu seiner Arbeit im Orchestergraben bei zahlreichen Musiktheaterproduktionen gibt es rund 80 Konzerte pro Jahr. Regelmäßig lädt das Orchester Solisten von Weltrang ein. Hauptspielstätte ist das 1956 eröffnete Theater, nachdem die nur ein Jahr nach Gründung 1920 eröffnete Stadt- und Konzerthalle im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Oft spielt das Orchester aber auch an ungewohnten Orten – etwa im Landesmuseum am Domplatz, im Rathaus oder auf der Seebühne am Aasee.

Für überregionale Aufmerksamkeit sorgte das Orchester schon kurz nach seiner Gründung. Schnell gehörte neben der Pflege des klassisch-romantischen Repertoires die Aufführung zeitgenössischer Musik zur DNA des Orchesters. Schon in den 20er Jahren dirigierten bedeutende Komponisten wie Hans Pfitzner (1921), Franz Schreker (1922) oder Richard Strauss (1924) eigene Werke mit dem Orchester. Ein erster international beachteter Höhepunkt waren 1926 die 1. Deutschen Händeltage mit spektakulären avantgardistischen Aufführungen von Händel-Oratorien in der Halle Münsterland vor 6000 Zuschauern. Die Aufführung des Ring des Nibelungen von Richard Wagner während der Amtsperiode von Will Humburg (1992-2004) und das 2012 von Fabrizio Ventura (2007-2017) ins Leben gerufene Festival für geistliche Musik Musica Sacra sind zwei weitere wichtige Etappen in der Geschichte des Klangkörpers. Als eines der ersten westdeutschen Orchester nahm das Sinfonieorchester Münster nach der Wiedervereinigung Komponisten der ehemaligen DDR wie Paul Dessau und Ruth Zechlin ins Programm und würdigte damit das musikalische Schaffen im Osten Deutschlands.

Schon ab 1975 initiierte das Sinfonieorchester Münster ein innovatives musikpädagogisches Programm, das schnell deutschlandweit Schule machte: Mit den Kinderkonzerten und dem Projekt TheaterJugendOrchester gehört Münster auf diesem Feld zu den Pionieren. Preise und Auszeichnungen würdigen die Arbeit des Sinfonieorchesters Münster, darunter die Gustav-Mahler-Medaille (1982) und der Preis für das beste Konzertprogramm Deutschlands durch den Deutschen Musikverlegerverband (1993).

Zum Sinfonieorchester Münster

Westfälische Schule für Musik

Kompetenzzentrum für musikalische Bildung

Die Westfälische Schule für Musik – 1919 als eine der ersten Musikschulen des Landes gegründet – ist als öffentliche, von der Stadt getragene Institution der Breitenarbeit und Spitzenförderung verpflichtet. Mit rund 7.000 Musikschülern, 200 qualifizierten Fachlehrkräften, Unterricht in rund 30 vokalen und instrumentalen Fächern, der flächendeckend an 50 Einrichtungen im Stadtgebiet erteilt wird, gehört sie zu den größten und erfolgreichsten Musikschulen des Landes.

Für Kinder ab zwei Jahren bietet die Musikschule in Kindergärten und Schulen Kurse in Elementarer Musikerziehung an. Schülerinnen und Schüler, deren Begabung, Leistungsbereitschaft und Musizierfreude besonders hoch ist, werden über Förderstipendium auf ein Musikhochschulstudium oder andere aktive Rollen im Musikleben vorbereitet. Die Früchte der äußerst erfolgreichen Arbeit dokumentieren zahlreiche Preise und Auszeichnungen, etwa bei „Jugend musiziert“, „Jugend jazzt“ oder beim Deutschen Orchesterwettbewerb.

Einen besonderen Schwerpunkt setzt die Westfälische Schule für Musik auf das Ensemblespiel: Rund 40 Ensembles proben regelmäßig unter dem Dach der Musikschule. Neben den „hauseigenen“ Jazzcombos, dem Jungen Streichorchester, diversen Kammermusik-Gruppen und Chören hat die intensive Ensemblearbeit der Musikschule mittlerweile regelrechte „Renommierorchester“ hervorgebracht: Das Westfälische Jugendsinfonieorchester, das Salonorchester, das Barockorchester und die Big Band erhalten Einladungen aus aller Welt (etwa aus Malaysia, USA, Lateinamerika, Russland, Singapur, Tunesien).

Nicht nur Kinder und Jugendliche nutzen das breite Angebot der Musikschule, verstärkt orientiert sich das Angebot auch an Studierenden, Berufstätigen und Senioren, die sich mit Musik auseinandersetzen möchten. Mit dem Projektbereich, in dem im Gegensatz zum sonstigen, auf Kontinuität ausgerichteten Musikunterricht zeitlich begrenzte Kurse und Workshops angeboten werden, öffnet sich die Musikschule neuen Zielgruppen und trägt einem veränderten Freizeitverhalten Rechnung.

Landesweite Beachtung erzielt die Westfälische Schule für Musik mit dem Programm „Jedem Kind seine Stimme“ (JEKISS), das an aktuell 26 Grundschulen in Münster praktiziert wird. Über das gemeinschaftliche Singen erhalten alle Kinder der teilnehmenden Grundschulen eine elementare musikalische Grundausbildung.

Die Westfälische Schule für Musik ist Sitz der Regionalgeschäftsstelle „Jugend musiziert“ Münsterland mit der Stadt Münster, den Kreisen Steinfurt und Warendorf. Sie richtet für die Stadt Münster im dreijährigen Wechsel mit Köln und Essen den Landeswettbewerb für NRW aus. Darüber hinaus organisiert und moderiert sie den renommierten „Klassikpreis der Stadt Münster und des WDR 3“, der als Sonderpreis von „Jugend musiziert“ jährlich vergeben wird. Als Kompetenzzentrum pflegt die Westfälische Schule für Musik eine regelmäßige Kooperation mit der Landesmusikakademie Heek.

Zur Westfälischen Schule für Musik

Musikhochschule Münster

Die Musikhochschule Münster als autonomer Fachbereich der Westfälischen Wilhelms-Universität und mit dem rechtlichen Charakter einer Kunsthochschule nimmt unter den fünf Musikhochschulen des Landes Nordrhein-Westfalen eine Ausnahmestellung ein. In grundständigen und weiterführenden Studiengängen bildet die Musikhochschule Münster erfolgreich von der Jugendakademie bis zum Konzertexamen bzw. bis zur künstlerischen Promotion aus.

Etwa 300 Studienplätze stellt die Musikhochschule für Bewerberinnen und Bewerber aus der ganzen Welt zur Verfügung. Hinzu kommen etwa 180 Studienplätze in der Lehramtsausbildung am Institut für Musikpädagogik. Die Jugendakademie, das gemeinsame Projekt von Musikhochschule und Westfälischer Schule für Musik, bietet bis zu 30 Plätze für hochbegabte Kinder und Jugendliche in der Vorstudienzeit. Insgesamt sind in den genannten Bereichen mehr als 200 Lehrende unterrichtend und ganzheitlich fördernd tätig.

Gastdozenturen renommierter Vertreter und Vertreterinnen des Fachs ergänzen die Ausbildung und sorgen für Interdisziplinarität und Synergieeffekte bei der Kooperation aller musikausbildend tätigen Bereiche. Studierende und Lehrende der Musikhochschule verstehen sich als aktiver und wesentlicher Teil der Stadtkultur Münsters. Sie sind im steten Austausch mit kulturschaffenden Einrichtungen der Stadt und des Münsterlandes. So kooperiert die Musikhochschule regelmäßig mit dem Sinfonieorchester Münster, dem Stadttheater Münster, der Westfälischen Schule für Musik, den Musikschulen Westfalens sowie weiteren Institutionen der Region.

„mensch.musik“, so geht die Musikhochschule Richtung Zukunft. In Zeiten tiefer gesellschaftlicher Umbrüche befähigt die Musikhochschule Münster ihre Absolventen und Absolventinnen zu künstlerischer, künstlerisch-pädagogischer und wissenschaftlicher Tätigkeit. Sie optimiert traditionelle Wege und nutzt innovatives Wissen darüber, wie Menschen Musik lernen, wahrnehmen und verarbeiten und fördert so neue Entwicklungen. So gehen die ausgebildeten Musiker und Musikerinnen inspiriert und gestärkt in eine erfolgreiche berufliche Zukunft.

Zur Musikhochschule Münster

Freie Szene

Münsters Musikszene ist bunt und vielfältig

International renommierte Künstlerinnen und Künstler wie Multiinstrumentalist Götz Alsmann, die Alternative-Band H-Blockx, Musiker und DJ Westbam, die Postrock-Band Long Distance Calling oder Musicalstar Ute Lemper haben ihre Wurzeln in Münster und zeigen, wie divers musikalisches Schaffen trotz desselben städtischen Ursprungs sein kann. Zudem verfügt die münstersche Musiklandschaft über weit mehr als 40 Chöre und Vokalensembles und beeindruckt mit Formationen von A-capella-Musik über Kammerchor, Konzertchor bis hin zu Gospel und Soul. Auch die Anzahl universitärer, kirchlicher oder unabhängiger Orchester, Ensembles, Bands und Spielmannszüge ist beträchtlich.

Musik und Kultur finden in Münster an ganz unterschiedlichen Orten statt: Für Veranstaltungen wie Tagungen, Messen, Kongresse, Musicals sowie Großkonzerte und -events eignet sich das Messe und Congress Centrum Halle Münsterland als größtes Veranstaltungszentrum der Region. In der Jovel Music Hall und dem Skaters Palace können jeweils rund 1.500 Gäste Konzerte von Schlager über Pop und Rock bis Hip Hop erleben. Kleinere Clubkonzerte ganz unterschiedlicher Genres können Musikfreundinnen und -freunde in der Sputnikhalle, dem Hot Jazz Club, der Baracke oder dem Gleis 22 genießen – um nur einige der bekannteren Locations zu nennen. Die münstersche Konzertlandschaft außerhalb der Klassik ist groß und vielfältig. Doch klassische Konzerte benötigen für ein optimales Klangergebnis – zumindest außerhalb des Bereichs der Kirchenmusik – eine alternative Infrastruktur, da die logistischen, technischen und akustischen Herausforderungen andere als in den genannten Veranstaltungsstätten sind. Doch selbst hier sind Münsters Musiker und Veranstalter kreativ: etwa bei den Entdeckungsreisen der EinKlang-Philharmonie mit großer Symphonik in alternative Spielorte wie Industriehallen oder Autoverkaufstempel, den Konzerten exzellenter Kammermusik mit Preisträgerinnen des Gesellschaft zur Förderung Westfälischer Kulturarbeit in Privaträumen gastfreundlicher münsterscher Bürger oder der Aufführung einer Satie-Oper in der weiß getünchten Tiefgarage des Rathauses.

Münster ist zudem auch Geburtsstätte und Heimat einiger Festivals: Vom Internationalen Jazzfestival im Stadttheater über die Aaseerenaden, die Summerwinds, die Klangzeit-Festivals der Gesellschaft für neue Musik, das Stadtfest Münster Mittendrin sowie dem Docklands Festival und Vainstream Rockfest am Hawerkamp bis hin zum Nah am Wasser Festival am Coconut Beach hat Münster sowohl Indoor- als auch Open-Air-Festivals im musikalisch-kulturellen Repertoire, die von der Klassik über Jazz, Blues, Pop und Electro bis Indie, Rock und Metal viele unterschiedliche Musikgenres bedienen.