Noch nicht das Ende vom Lied

Die Musikstadt Münster steckt voller Potenzial. Ein Blick in die 100-jährige Geschichte von Sinfonieorchester Münster, Westfälischer Schule für Musik und Musikhochschule beweist das. Die enge Kooperation der Institutionen ist zwar schon jetzt Alleinstellungsmerkmal, bietet aber noch Gestaltungsspielraum für Zukunftsmusik.

Die ZukunftsMusik

Kulturleuchtturm Musik-Campus

Ein Blick in die deutsche Musiklandschaft zeigt, dass sich die klassischen Musikinstitutionen öffnen. Vielerorts werden Kooperationen zwischen Orchestern, Musikhochschulen und Musikschulen intensiviert. In Münster ist dieser Gedanke 100 Jahre alt. Und er wird gelebt. So leistet das münstersche Sinfonieorchester mit seinem musikpädagogischen Programm schon seit mehr als 40 Jahren Pionierarbeit. Auch die Jugendakademie Münster zur Förderung hochbegabter Musikerinnen und Musiker von Westfälischer Schule für Musik und Musikhochschule Münster oder das TheaterJugendOrchester aller drei Institutionen zeugen von den musikalischen Synergieeffekten Münsters. Die drei Jubilare wollen diese Kooperationen ausbauen - und dabei in die gesamte Stadtgesellschaft wirken.

Bereits 2016 verständigten sich die Stadt Münster und die Westfälische Wilhelms-Universität auf ein deutschlandweit einmaliges Kooperationsprojekt der städtischen und universitären Musik-Einrichtungen: den Bau eines Musik-Campus. Auch die vielfältige freien Musikszene soll von dem Projekt profitieren. 2019 werden diese Pläne konkret und MünsterMusik läutet eine neue Phase in der Entwicklung der Musikstadt Münster ein.

Der geplante Musik-Campus soll nicht nur die neue gemeinsame Heimat von Sinfonieorchester Münster, Westfälischer Schule für Musik und Musikhochschule sein, sondern auch der freien Szene sowie wissenschaftlichen Kongressen und Konferenzen eine Plattform bieten. Der Musik-Campus wird über zeitgemäße Unterrichts-, Proben- und Aufführungsmöglichkeiten verfügen. Die bewährte Kooperation der drei öffentlichen Institutionen untereinander und mit der freien Szene wird auf eine neue Stufe gehoben.

Orte der Begegnung sind das Herzstück des Musik-Campus. Sie ermöglichen gemeinsames Musizieren und die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Akteure. Die Foyers sind Treffpunkte und Orte der zufälligen Zusammenkunft. Die gemeinsam genutzten Säle wie der große Konzertsaal werden die enge künstlerische sowie inhaltliche Kooperation versinnbildlichen.

Musik ist grenzenlos - entfesseln wir sie endlich

Musik kann Grenzen überwinden. Auch die in den Köpfen der Menschen. Umso wichtiger ist es, der Musik Raum zur Entfaltung zu geben. Sowohl der Westfälischen Schule für Musik, der Musikhochschule, dem Sinfonieorchester als auch der Freien Musikszene und zahlreichen Musikakteuren ist die Tatsache gemein, dass keines ihrer Gebäude die Anforderungen an eine angemessene Akustik und musikalische Nutzbarkeit erfüllt. Der Handlungsdruck ist also immens:
Die räumlichen Kapazitäten der Westfälischen Schule für Musik am Standort Himmelreichallee sind vollständig ausgelastet, sodass eine zeitgemäße Entwicklung des Unterrichtsangebotes und die Wahrung der Unterrichtsqualität nicht mehr gewährleistet werden kann.
Die mangelnde Akustik und der fehlende Nachhall im Großen Haus des Theaters führen zu Einschränkungen beim Repertoire des Sinfonieorchesters Münster, sodass tontechnisch nachgesteuert werden muss. Auch die Probensituation ist belastend: Die räumlichen Verhältnisse lassen weder wirksamen Lärmschutz noch genügend Abstand zu. Die Musiker müssen mit Ohrstöpseln spielen. Die geringe Größe und die Lautstärkeentwicklung führen dazu, dass ein Großteil des sinfonischen Repertoires nicht adäquat bzw. gar nicht geprobt werden kann.
Der Fachbereich Musik der Westfälischen Wilhelms-Universität ist derzeit an vier Standorten im Stadtgebiet verteilt, wodurch es zu langen Transferzeiten sowohl für die Studierenden als auch die Lehrenden kommt. Die einzelnen Gebäude selbst weisen zum Teil starke bauliche Mängel auf und die konkrete Ausstattung entspricht nicht mehr dem zeitgemäßen Standard. Die Freie Musikszene sowie die Laienmusiker sind auf Räume angewiesen, die zu kunstaffinen Preisen genutzt werden können. Mehrfach wurde von diesen Musikakteuren die Rückmeldung gegeben, dass sowohl Produktions- und Proberäume als auch geeignete Konzert- und Auftrittsmöglichkeiten, die eine anspruchsvolle technische wie akustische Ausstattung vorhalten, nicht in ausreichendem Maße vorhanden sind.

Neue Allianzen - zusammen statt allein

Der Musik-Campus steht nicht nur für eine räumliche und musikalische Begegnung, sondern auch für die inhaltliche Zusammenarbeit zwischen den Musikakteuren in Münster und der Region. Die bereits jetzt bestehenden Kooperationen wie die Jugendakademie, der Einsatz von Studierenden im Sinfonieorchester im Rahmen von Orchesterpraktika oder das TheaterJugendOrchester zwischen der Westfälischen Schule für Musik und dem Theater der Stadt Münster werden durch die räumliche Nähe intensiviert und weiterentwickelt. Beeinflusst die professionelle Freie Musikszene bereits heute das Wirken der Musikschule, des Sinfonieorchesters Münster und der Musikhochschule, so soll künftig auch die Zusammenarbeit gestärkt werden. Bestehende gemeinsame Auftrittsmöglichkeiten, wie sie bereits heute im Rahmen von Symphonic+ zwischen dem Sinfonieorchester und der Musikszene gegeben sind, können ebenfalls intensiviert werden. Gemeinsam mit der Freien Musikszene und den organisierten Laienmusikern können die Institutionen ein Programm für die musikalische Weiterbildung entwickeln, das speziell auf die Bedürfnisse der Freien Musikszene und der Laienmusiker ausgerichtet ist.

Durch stetigen Austausch und intensivere Kontakte wird nicht nur das Netzwerk der Musizierenden in Münster vertieft. Hierdurch werden auch die Impulse für bi- oder trilaterale Musikprojekte und -produktionen gesetzt, deren Realisierung in den Räumlichkeiten des Musik- Campus mit seinen Probe- und Aufführungssälen möglich wird.

Nachhaltig denken - integrativ handeln:
Der Musik-Campus als Herzstück eines neuen urbanen Stadtquartiers

Die Bedeutung der Musik kann nicht überschätzt werden. Zahlreiche Studien haben den positiven Einfluss etwa der musikalischen Früherziehung für die Kleinsten nachgewiesen, was wiederum soziale Folgekosten vermeidet. Nachhaltig soll aber nicht nur der Effekt auf die Stadtgesellschaft sein, auch der Musik-Campus selbst kann zu einem Leuchtturm zeitgemäßen Bauens und zeitgemäßer Stadtplanung werden.

Schon die Architektur soll es deutlich machen: Der Musik-Campus ist kein Elfenbeinturm, sondern das pulsierende Herz eines lebendigen Stadtquartiers. Die integrative Funktion des Musik-Campus soll durch großzügige, parkähnliche Grünanlagen unterstrichen werden, die Raum für alle Mitglieder der Stadtgesellschaft bieten - Jung und Alt, heimisch und zugewandert, Hobby- und Profimusiker. Der Konzertsaal wird durch seine akustischen Qualitäten ein Aufführungsort mit neuesten internationalen Standards, dessen Qualität wird von allen Bevölkerungsschichten genossen werden.

Durch die Kooperation mit der WWU bieten sich große konzeptionelle und ökonomische Synergie-Effekte, die es zu nutzen gilt. Zum Beispiel gemeinsam genutzte Einrichtungen wie etwa Medien-Bibliotheken oder ein Konzertsaal, der gleichzeitig als international anerkanntes Konferenzzentrum dient. Der großflächige Park, der allen offensteht, wird ein Treffpunkt für die Stadtgesellschaft werden. Der Musik-Campus soll außerdem durch die Ansiedlung von Gewerbe und Gastronomie im Umfeld zu einem neuen urbanen Zentrum werden und so die Brücke von der Innenstadt in den bevölkerungsreichen Westen der Stadt schlagen.

Mit dem Musik-Campus positioniert sich die Stadt Münster als Stadt der Wissenschaft und Lebensart, als Stätte gelebter Kultur. Kunst und Kultur sind in Münster integrativer Bestandteil für die Bevölkerung und für die zukünftige Stadtentwicklung gleichermaßen. Der Musik-Campus steht beispielhaft für das Überwinden von Grenzen.